Im Gespräch mit Sophia Brommer

01.04.2015

Sophia Brommer wird diesen Sommer die Rolle der Konstanze in der „Entführung aus dem Serail“ singen.
Im Gespräch mit Wilhelm F. Walz hat die Sopranistin einiges über sich und ihre Rolle in Mozarts Oper verraten.

W.F.W. „Die Entführung“ ist zunächst einmal als „Unterhaltungsstück“ angelegt, erreicht aber in vielen Szenen eine ungeheure emotionale Tiefe! Könnte man die Rolle der Konstanze in das Jahr 2015 übertragen?
S.B. Meiner Einschätzung nach befindet sich die Figur der Konstanze heute mehr als je zuvor in einem Zwiespalt zwischen traditioneller Rollenauffassung und unserem modernen Frauenbild. Natürlich unterscheidet sich die Rolle der Frau in unterschiedlichen Kulturen stark voneinander, im Kontext betrachtet ist die Gleichberechtigung der Frau aber überall immer noch stark entwicklungsbedürftig. Themen wie selbstbestimmte Liebe oder körperliche und seelische Freiheit sind für mich dabei auf das Stück bezogen am essenziellsten.
W.F.W. Am Ende der „Entführung“ zeigt sich Bassa Selim großmütig, verzichtet „selbstlos“ auf die Ausübung seiner Macht. „Ein weit größeres Vergnügen ist Ungerechtigkeiten durch Wohltaten zu vergelten als Laster mit Laster zu tilgen!“
Mit welchen zeitgenössischen Persönlichkeiten wäre Bassa Selim zu vergleichen oder gibt es heute noch Menschen, die sich so großzügig wie Bassa Selim verhalten?
S.B. Großzügigkeit fängt für mich im Kleinen an. Jeder Mensch der reflektiert und umsichtig mit sich und der Welt umgeht und nicht nur an die Entwicklung seines eigenen Individuums denkt ,sondern daran dass wir nur gemeinsam etwas verändern können, kann sich und anderen Glück schenken. Das Entscheidende dabei für mich ist, das nicht um seiner Selbstwillen zu tun, sondern wegen der guten Tat an sich.
W.F.W. Wir sind ein wenig neugierig …. Sie werden ab Herbst festes Ensemblemitglied am Opernhaus Graz sein. Welche Rollen erwarten Sie dort?
S.B. In Graz debütiere ich in der Titelpartie von Verdis „Luisa Miller“. Darüber hinaus habe ich das große Glück in einer Neuinszenierung der „Entführung aus dem Serail“ sowie in der Wiederaufnahme „Carmen“ als Micaela all meine bis dahin gesammelten Erfahrungen weiterentwickeln zu können.
W.F.W. Welche Partien möchten Sie unbedingt im Laufe der nächsten 5 Jahre singen?
S.B. Zum einen würde ich gerne Partien wie Traviata, Lucia, Mimi, die ich mir in den letzten Jahren erarbeitet habe wieder singen und bin gespannt wie diese sich weiterentwickeln, zum andern würden mich Partien reizen wie Elvira in „I Puritani“, Nedda in „Pagliacci“ oder „Romeo et Juliette“.
W.F.W. Frau Brommer, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf Ihren Auftritt beim 17. Festival KONZERTE IM FRONHOF vom 17. bis 19. Juli 2015.
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